Diskussion Dorfentwicklung

Hinrich Neumann referiert vor Bürgermeister Böhling und den knapp 50 Anwesenden die Ideen aus dem Kreise der Dorfgemeinschaft zur Dorfentwicklung Sillenstede


Am 29. November haben wir im Sillensteder Hof über die Zukunft des Dorfes diskutiert. Eingeladen hatte dazu die Stadtverwaltung, die den Auftrag hat, mit allen Ortsteilen ein „Dorfentwicklungsplan“ zu erstellen. Am 23.11. hat sich zur Vorbereitung ein neu gegründeter Arbeitskreis bestehend aus Vertretern des Bürgervereins, des TUS Sillenstede, der Grundschule und weiteren Vertretern der Dorfgemeinschaft ein Konzept erarbeitet.
Unter den rund 50 Gästen waren neben vielen Sillenstedern und Grafschaftern auch Vertreter des Stadtrats. Bürgermeister Gerhard Böhling und Bauamtsleiter Andreas Büttler gaben zu Beginn einen kurzen Überblick, was geplant ist. Sie erinnerten an die Dorferneuerung in den 90er Jahren, die zur Neugestaltung des Arthur-Eden-Platzes, des Kirchenvorplatzes mit Lampen und Bänken, zur Verkehrsberuhigung der Nadorster Straße und zur Neugestaltung des Georg-Albers-Wegs geführt hatten.
Bei der neuen Dorfentwicklung soll es u.a. um die Turnhalle und den Sportplatz gehen. Wie Büttler ausführte, soll der Sportplatz jetzt als Ganzjahresplatz ausgeführt werden mit einem 40 cm dicken Aufbau und Rollrasen. Diese Variante sei günstiger und ökologischer als ein Kunstrasenplatz und trotzdem länger bespielbar als ein herkömmlicher Rasenplatz. Als Kosten gab er 500.000 € an plus 30.000 € im Jahr für die Pflege mit Mährobotern. Beim Kunstrasenplatz würden jährlich 34.000 € an Pflegekosten anfallen.
Im Jahr 2023 soll die Bauleitplanung starten. Allein der Umweltbericht würde ein Jahr dauern. Im Jahr 2024 ist der Bau geplant. Dabei soll auch die Parkplatzproblematik gelöst werden durch Umstrukturierung des bisherigen B-Platzes.
Bei der Turnhalle wird laut Büttler zwischen Einfeld- und Zweifeldhalle diskutiert, also zwischen Sanierung der jetzigen Halle (Zweifeld) oder Neubau (Einfeld). Die Sanierung der jetzigen Halle würde rund 4 Mio. € kosten, es gäbe 1,5 Mio. € Fördermittel von Bund und Land, wenn die Halle energetisch saniert wird. Der Neubau einer Einfeldhalle würde 2,25 Mio. € kosten. Diese würde so gebaut, dass sie deutlich weniger Energie benötigt. Nachteil:
ein Handball-Spielbetrieb wäre darin nicht möglich, da sie kleiner wäre als die Zweifeldhalle. Im Anschluss trug Hinrich Neumann die Ergebnisse des Sillensteder Arbeitskreises vor. Hier das grobe Konzept im Überblick:
Vorhaben wie die Sporthalle, der Sportplatz sowie die Erweiterung der Kindertagesstätte sollten nicht im Rahmen der Dorfentwicklung diskutiert werden, da sie sofort angegangen werden müssten. Die Kita-Erweiterung ist wegen der stark wachsenden Kinderzahlen dringend nötig; schon heute hat die Grundschule den Werkraum für eine Kita-Gruppe zur Verfügung gestellt. Wichtig wäre ein Neubau, um die Krippenkinder auslagern zu können.


Bezüglich Dorfentwicklung gibt es folgende Ideen/Anregungen:

  1. Dorfgemeinschaftshaus/Saalbetrieb: Hier ist eine Lösung gefragt für die Zeit, in der der Sillensteder Hof nicht mehr zur Verfügung steht. Er gehört einem auswertigen Investor, Pächter ist Heinz Warner. Wie lange das Konzept noch besteht, ist ungewiss. Ohne einen Saal für rund 100 Personen sind traditionelle Veranstaltungen der Vereine im Dorf nicht mehr durchzuführen. Mit in die Planung gehört auch die Prüfung, ob bei der Sanierung der Sporthalle ein Mehrzweckbetrieb ermöglicht werden kann (für Veranstaltungen wie Bälle, Versammlungen, Basare usw.)
  2. Energieversorgung: Aufgrund der gestiegenen Energiekosten könnte eine
    Nahwärmeversorgung auf Basis von erneuerbaren Energien am Dorfrand eine Lösung sein. Denkbar wäre eine Biogasanlage auf Basis von Reststoffen oder ein Hackschnitzelheizwerk für Holz aus Kurzumtriebsplantagen oder Miscanthus. Von dem Heizwerk aus könnte eine Nahwärmeleitung ins Dorf gelegt werden. In den angeschlossenen Häusern würde eine Wärmeübergabestation statt einer Heizung installiert. Organisiert werden könnte alles über eine Genossenschaft, sodass die Bürger nicht nur Wärmeabnehmer wären, sondern auch alles mitbestimmen könnten. Eine
    derartige Lösung würde auch für ein Standbein der örtlichen Landwirte sorgen.
  3. Nahversorgung: Nach dem Wegfall des Gemischtwarenladens Ohmstede gibt es für Menschen ohne Auto (Ältere sowie junge Familien) vor Ort keine Einkaufsmöglichkeit mehr. Denkbar wäre ein Nahversorger außerhalb, der vom Dorf aus gut zu Fuß erreichbar wäre. Oder eine Umgestaltung des Ohmstede-Gebäudes zu einem Nahversorger im Ort. Auch die Dorfumfrage des Bürgervereins im Jahr 2020 hatte ergeben, dass sich die Bürger eine Versorgung mit Lebensmitteln vor Ort wünschen. Als kleine Lösung gibt es die Idee eines Wochenmarktes auf dem Arthur-Eden-Platz.
  4. Jugendangebote: Schon die Bürgervereinsumfrage aus dem Jahr 2020 hat gezeigt, dass sich die Jugendlichen im Dorf einen Treffpunkt wünschen. Ein Jugendraum bzw. ein überdachter Treffpunkt draußen mit Tisch und Bänken fehlen genauso wie z.B. ein Bolzplatz. Hier ist dringender Handlungsbedarf. Die Sillensteder wären auch bereit, entsprechende Konzepte z.B. mit dem Pferdestallteam zu erarbeiten.
  5. Verkehr: Sillenstede ist ein Knotenpunkt für den Radverkehr. Wichtige
    Infrastrukturverbesserungen wie eine Sanierung bestehender Radwege, bessere Pflege der Radwege und der Neubau eines Radwegs nach Sengwarden stehen daher auf der Agenda. Weniger wichtig ist aus Sicht des Arbeitskreises der Radweg nach Waddewarden. Die Straße könnte man genauso wie die Birkenstraße in Grafschaft und den Moorhauser Weg als Fahrradstraße umwidmen. Der Bürgerverein arbeitet hierzu bereits aktiv am Radverkehrskonzept der Stadt Schortens mit.
  6. Ein weiterer Punkt ist eine bessere Anbindung an den Busverkehr. Hier wäre es nötig, dass sich die Kreistagsvertreter im Stadtrat für eine bessere Lösung einsetzen. Eine weitere Anregung wäre, das ganze Dorf oder zumindest die Hauptstraße wie in Langewerth als 30er Zone zu gestalten. Genauso ist eine bessere Anbindung der Wohngebiete an Hauptverkehrsstraßen wünschenswert, um nicht den Fehler wie bei der Johann-Gerriets-Straße zu wiederholen (dort fehlt eine Anbindung an die Jeversche Landstraße). Denn der zunehmende Lieferverkehr wegen vieler Online-Käufe sorgt für ein hohes Verkehrsaufkommen. Um das neue Wohngebiet an der Dicktonnenstraße zu
    entlasten, wäre eine Verbindungsstraße zwischen der Sengwarder und der
    Waddewarder Straße wichtig. Sie würde auch den Landwirten helfen, die dann nicht mehr durchs Dorf fahren müssten.
    Abschließende Gedanken:
    • Mit dem Ruhestand von Pastor Wolfgang Machtemes und möglichen Umgestaltungen der Kirchenstruktur könnten spätestens ab 2027 wichtige ehrenamtliche Tätigkeiten der Kirchengemeinde wie die Seniorenbetreuung wegfallen. Wer übernimmt das?
    • Wie gehen wir mit der Zukunft der Kirche im Dorf um?
    • Die Dorfgemeinschaft hofft, dass sie bei der Dorfentwicklungsplanung von Anfang an einbezogen wird, damit es keine Lösung vom „grünen Tisch“ gibt.
    • Alle Lösungen müssen ineinandergreifen, wir wollen keine Insellösungen.
    • Lösungen wie die Energiezentrale könnte eine Blaupause für andere Dörfer werden.
    • Eine moderne Kita/Schule, Halle und Sportplatz machen das Wohnumfeld in Sillenstede und damit für Schortens attraktiv. Bei der Sanierung der Sporthalle würden Sillensteder Bauunternehmen mit ihrem Fachwissen zur Verfügung stehen. „Wir verstehen nicht, warum eine Sanierung so teuer sein muss“, sagte auf der Versammlung Jan Bölts (Dorfgemeinschaftsvorsitzender). Die
    Sillensteder würden auch mit Eigenleistung dafür sorgen können, die Kosten zu reduzieren. Bürgermeister Böhling zeigte sich im Anschluss an die Präsentation erfreut und überrascht.
    Es seien viele gute Ideen dabei, deren Umsetzung geprüft werden müsste. Nicht alles könnte sofort angegangen werden. Bei der Kita/Krippe merkte er an, dass sie nicht mehr Sache der Stadt, sondern jetzt des Landkreises seien.
    Bei einem Jugendtreff müsste das im Bebauungsplan abgesichert werden. Dann könnten sich Bürger später nicht über Lärm z.B. beschweren. Das hätte wäre auch in Accum so erfolgreich gelaufen. Ein weiterer Punkt, der sich in der Diskussion ergeben hat: Immer mehr Menschen wohnen allein. Für sie ist Wohnraum gefragt, z.B. in Mehrfamilienhäusern. Wie gehen wir mit Geschosswohnungsbau um? Wie können wir bestehende Häuser, die leer stehen, dafür umnutzen? Mehrfamilienhäuser so bauen, dass sie nicht wie ein Klotz wirken? Gemeinschaftsgärten entwickeln?

Bürgermeister Böhling versprach, dass Verwaltung und Stadtrat über die Vorschläge beraten
werden. Die weitere Aussprache mit der Dorfgemeinschaft zu Details soll im Januar erfolgen.